Eine ähnliche Veranstaltung der Stiftung hatte zuletzt 2022 in Form einer Spendengala stattgefunden. Den Mitgliedern der ersten und bislang einzigen Stiftung der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) ist nach wie vor daran gelegen, Adele Pleines‘ Vermächtnis bekannter zu machen, betonte Bürgermeister und Stiftungsvorsitzender Dietmar Henrich bei der Begrüßung der zahlreichen Gäste.
Adele Pleines, die Gründerin, LandFrau und Namensgeberin der Stiftung setzte sich Zeit ihres Lebens (und nun mit ihrem Vermächtnis) für die örtliche bzw. dörfliche Bildung und soziale Belange ein. Damit hatte sie in der Ausrichtung ihrer Werte einiges mit F.W. Raiffeisen zusammen, der eine Philosophie der „Hilfe zur Selbsthilfe“ verfolgte. Diese kam auch im Rahmen des Spendenabends zum Tragen: In einem abwechslungsreichen Programm warben Menschen aller Generationen für Bildung und Solidarität und teilten ihr Wissen und Können mit einem begeisterten Publikum.
Ohne Scheu klappt es am besten: anderen ein Lächeln schenken
Die Kinder des Chors der F.W.-Raiffeisen-Grundschule Hamm (Sieg) unter der Leitung von Anika Ehrlich und Ingrid Mayr-Feilke verzauberten mit ihrer ausdrucksstarken Perfomance von verschiedenen Liedern; darunter der selbstgeschriebene und -getextete „Raiffeisen-Song“ der Schule, in welchem besonders die Zeile: „Wir sind die Zukunft, die alles zusammenhält.“ unter die Haut ging. Zum Abschluss des Auftritts gab es tosenden Beifall und eine Zugabe.
Auch der beeindruckende Auftritt des Kammerorchesters der Mennoniten-Brüdergemeinde Hamm (Sieg) wurde mit viel Applaus honoriert. Chorleiter Viktor Martens erklärte zu Beginn: „Gottes Liebe kennt keine Grenzen“ – diese Botschaft wollten die jungen Musikerinnen und Musiker weitertragen.
Die kleine Umbauphase nutzte Stefan Zowislo, Moderator des Abendprogramms, um einige der Stiftungsmitglieder, darunter Torsten Fuchs, Hans Schmidt und Dietmar Henrich für eine kurze Vorstellung der Stiftung nach vorne zu holen. „Es war Adele Pleines ein Anliegen, auch gerade die Begabungen derjenigen zu fördern, die aus schwierigen Verhältnissen kommen“, erklärte Fuchs. In dieser Hinsicht habe für sie die Devise „machen statt reden“ gegolten. Das bestätigte Hans Schmidt, der Adele Pleines noch persönlich kennengelernt hatte, mit einer Anekdote aus seiner Zeit als Ortsbürgermeister von Hamm (Sieg), in der Adele Pleines auf eigene Initiative zwei Bänke stiftete. „Viele rufen an, man müsste mal, man könnte mal, man sollte mal – sie hat getan, was nötig war“, so Schmidt.
Der gemeinsame Einsatz für eine bessere Welt beginnt im Kleinen
Im Anschluss daran lieferte die Big Band trotz „smaller“, ferienbedingter Besetzung eine mitreißende und abwechslungsreiche Setlist, die sowohl voluminöse Titelmusiken wie die von „Star Trek“ und „Fluch der Karibik“ als auch z.B. durch ihren Rhythmus geprägte, lateinamerikanische Songs beinhaltete.
Mit dem Schwung dieser Vorstellung ging es in die belebte Podiumsdiskussion mit Julia Fuchs (Grundschulleiterin Hamm (Sieg)), Diana Nentwig (Leiterin der IGS Hamm (Sieg), Andreas Düngen (ständiger Vertreter des Kanzlers der Uni Siegen, Vertreter der örtlichen Biergenossenschaft), Philip Radke (Akademie Deutscher Genossenschaften e.V.) und Matthias Vöhl (Schülergenossenschaft der RS+/FOS Hachenburg).
Passend zum aktuellen „Internationalen Jahr der Genossenschaften“ sprachen die fünf Gesprächsgäste, stellvertretend für unterschiedliche (junge) Altersgruppen, mit Stefan Zowislo über den Bildungsbegriff und ihren Bezug zu Genossenschaften.
„Ich bin froh, dass wir mit der Biergenossenschaft und der Bewirtschaftung der Gaststätte „Zum Raiffeisen“ hier in Hamm einen Ort geschaffen haben, an dem Menschen für ein Treffen zusammenkommen“, erklärte Düngen etwa in Bezug auf seine Mitgliedschaft in der örtlichen Biergenossenschaft. „Menschen sollen sich ihre Träume erfüllen können – das steckt unter anderem in Raiffeisens Motto „Was einer nicht schafft, schaffen viele“.“
Ebenso stellte er die These in den Raum, dass genossenschaftliche Werte in Bildungseinrichtungen zu Hause seien, „bloß nicht unbedingt institutionalisiert.“
Mit Hinblick darauf war Matthias Vöhl ein ganz besonderer Gast in der Runde. Denn an seiner Schule, der RS+/FOS Hachenburger Löwe, wurde tatsächlich eine Schülergenossenschaft gegründet: „Ein wichtiger Punkt für die Schülerinnen und Schüler war, dass jeder und jede in einer Genossenschaft gleich stimmberechtigt ist, egal wie viele Anteile der- oder diejenige besitzt“, erklärte er. Die Tätigkeitsbereiche der Genossenschaft erstrecken sich über die Vertreibung von Honig und Merch-Kleidung über das Ermöglichen eines mehrtägigen Praktikums.
Diana Nentwig und Julia Fuchs gaben interessante Einblick in ihren Schul- und Arbeitsalltag. So berichtete die IGS-Schulleiterin von dem Pegasus-Projekt im Bereich der Begabtenförderung, welches von der Adele-Pleines-Hilfe-Stiftung gefördert wird, sowie von dem Bestreben, insbesondere die Neuntklässer „noch mehr an die Hand zu nehmen“, wenn es um die Berufsorientierung geht und dort neue Angebote zu schaffen. Die Grundschulleiterin wiederum wusste von dem gelebten Vermächtnis Raiffeisens zu berichten, bspw. in Form eines Schülerparlaments oder der sogenannten Hoflotsen, die auf Wunsch der Schülerinnen und Schüler ins Leben gerufen wurden. Die Lotsinnen und Lotsen sind dabei selbst Schülerinnen und Schüler, die anderen bei der Vermittlung oder Schlichtung kleinerer Probleme und Anliegen während der Pause helfen.
„Bildung wird oft zu eindimensional betrachtet“, brachte Philip Radke in Anlehnung an die genannten Beispiele ein. „Zu Bildung gehört auch das Erlernen sozialer Kompetenzen, nicht nur der Lebenslauf.“
Ausklang
Zum Finale geleitete die Sängerin Amelie Pritz „mit Regenbogenfahnen“ aus dem Abend und mobilisierte das Publikum noch für einen schönen, gemeinsamen Moment des Mitsingens. Die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, die zusammen mit der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) seit einigen Jahren in Kooperation die Raiffeisenwoche gestaltet, überreichte eine Spende für die Stiftung.
Nach dem Ende des offiziellen Programms kamen die Teilnehmer und Gäste des Abends zu Pizza und Getränken weiter ins Gespräch. Für die Bereitstellung davon sorgte der örtliche Pizzalieferant Buenos Aires, die LandFrauen, die Biergenossenschaft (mit dem Raiffeisenbier) und Mitglieder der Stiftung.