
Mangels Ideen, Menpower und Geld blieb das Bahnhofsgebäude lange „verrammelt“ und ohne Mehrwert für die Bevölkerung. Vor zweieinhalb Jahren hatte sich die „Wir-Dorf“-Initiative dann der Sache angenommen und sich mit Anträgen, Plänen und Konzepten für das denkmalgeschützte Gebäude auseinandergesetzt. Das Ziel der Initiative ist es, sich für Begegnungsorte in Windeck und im Westerwald einzusetzen – und genau ein solcher wird im Rahmen des Projekts „Die Station“ im Erdgeschoss des Auer Bahnhofsgebäudes geschaffen.
Bei einer Begehung entpuppt sich sein Inneres von ordentlicher Größe: über 280 Quadratmeter „Spielfläche“, wie sie das „Station“-Team liebevoll nennt. Daher ist nicht nur ein Café, sondern unter anderem auch ein Tanzstudio und Mehrzweckraum, ein gemütlicher, konsumfreier Aufenthaltsraum und ein Werkraum im Aufbau. Ideen für weitere Angebote, die die Räume mit Leben füllen und Menschen, die sie organisieren möchten, gibt es ebenfalls - etwa ein Sprachcafé für Geflüchtete, das von einer jungen Fürthener Bürgerin angeregt wurde.
Im August dieses Jahres konnte „Die Station“ endlich Schlüsselübergabe feiern und loslegen. Seitdem veranstaltet sie wöchentlich sogenannte „Baudonnerstage“, bei denen alle mitmachen können, die Lust haben und im besten Fall noch über handwerkliche Fähigkeiten verfügen. Dabei erfährt das Projekt großen Zuspruch von ringsum: Immer wieder kommen neue Leute vorbei und erkundigen sich nach dem Stand der Dinge, weil sie bemerken, dass sich etwas tut. Einige bringen Verpflegung für die Arbeiter:innen vorbei, andere packen gleich selbst mit an. – Betrachtet man den Fortschritt über die letzten Monate, konnten so dank vieler helfender Hände im Innern bereits die meisten Abbruch- und die ersten Erneuerungsarbeiten geleistet werden.
Ende November beteiligten sich nach Absprache mit der Verwaltung auch zwei Mitarbeiter der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) – Roman Ehrlich (Bauhof) und Maikel Sulayman (Bauverwaltung) – am Baudonnerstag der „Station“ und halfen beim Bodenlegen und der Vorbereitung der Sanitärräumlichkeiten.
Mit seiner Lage und der Zuganbindung an den Nah- und Fernverkehr spielt der Bahnhof auch für die Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) eine Schlüsselrolle. „Ich hoffe, dass die Station zur Lebensqualität unserer Region beiträgt – sei es für die vielen Berufspendlerinnen und -pendler oder für alle, die sich über mehr Kultur- und Bildungsangebote freuen“, erklärt der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg), Dietmar Henrich.
Es sei es ihm wichtig, Hilfe anzubieten, wo es möglich ist: Zwar gehört Au (Sieg) zur Gemeinde Windeck, allerdings sind die Überschneidungen des Einflussbereichs nicht von der Hand zu weisen. Der Arbeitseinsatz der beiden Beschäftigten der Verbandsgemeinde eröffnete die Möglichkeit, immerhin praktische Unterstützung zu leisten. – Dies wird vermutlich auch nicht der letzte Baudonnerstag sein, an dem sich die Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) beteiligt.
Anselm Maria Sellen vom Station-Team erklärt: „Unsere Vision ist es, Menschen aller Generationen zusammenzubringen, einen Austausch an einem schönen Ort der Toleranz zu ermöglichen und so vielleicht auch ein Stück weit der Demokratieverdrossenheit etwas entgegenzusetzen.“ Sellen und seine Partnerin Anna Mauersberger aus Pracht haben die Leitung für das Projekt übernommen und behalten den „Fahrplan“ bis zur Eröffnung im Blick.
Wenn der Bahnhof in Au (Sieg) schon jetzt eine Sache eindrucksvoll beweist, ist es, dass Menschen nicht vor Herausforderungen zurückschrecken, wenn sie eine klare Vision verfolgen: Wer sich aufeinander verlassen kann und Ideale des Miteinanders teilt, kann im Zusammenschluss auch große Baustellen tatsächlich bewältigen.
Die Neueröffnung des Bahnhofs im neuen Jahr dürfte eine Bereicherung für die ganze Umgebung werden: ob nun der Gemeinde Windeck oder der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) zugehörig. Welche kleinen und großen Wunder „Die Station“ in Zukunft noch hervorbringen wird, bleibt eine Überraschung, an der jeder mitwirken kann.

