Blick ins Holperbachtal

Freizeit & Tourismus

...im HammerLand bedeutet vor allem, Natur zu erleben. Ob zu Fuß oder mit dem Mountainbike: Die Landschaft des Westerwaldes bietet vielfältige Abwechslung.

Etzbach

Der Etzbach

Länge:

  • etwa 2,44 Kilometer

Höhenmeter:

  • 251m am Quellgebiet (Mehrquellengebiet) 
  • bis auf 143,5m bei der Mündung in die Sieg

Vegetation:

  • z.B. Hainbuchen, wilder Holunder, Brombeersträucher

Begehbarkeit: gut, Wandereinstieg z.B. in der Wiesenstraße in Etzbach (siehe Karte) oder von Hamm aus (Eichendorffstraße / Huthstraße).

Besonderheiten:

  • mehrere Zuflüsse (Seifen) im Etzbachtal, die nicht immer Wasser führen
  • Insellandschaft - Bach umschließt mehrmals kleine Bereiche
  • weicher Boden, stellenweise tiefes Bachbett
  • menschliche Einwirkungen: Wasserschächte, Verohrung, Weiher
  • im Tal dennoch naturbelassenes Erscheinungsbild

2025 hat Caroline Kappmeyer aus Hamm die Bachpatenschaft für den Etzbach übernommen. Die naturbegeisterte Bachpatin freut sich darauf, die Menschen des Etzbachs kennenzulernen und widmet sich bereits mit vollem Elan der Aufgabe an der frischen Luft. Die Begehung ihres Baches beschreibt sie selbst als einen „Live-Kurs in der Schule des Staunens“.

„Dieser Bach hat etwas märchenhaftes“, erklärt Caroline Kappmeyer mit glänzenden Augen, sobald sich bemooste Felsen und schiefe Bäume rund um das Bachbett entdecken lassen. Nachdem der Pfad entlang des Etzbachs am Ende der „Wiesenstraße“ des gleichnamigen Ortes unscheinbar begonnen hat, macht sich tatsächlich rasch eine Atmosphäre von Geborgenheit in dem bewaldeten Tal breit, sobald Straße und Bebauung aus dem Blick verschwunden sind.

Von da an fließt der Etzbach zwischen wildem Holunder, Brombeeren und Hainbuchen. An vielerlei Stelle gräbt er sich durch Schiefer und weichen Lehmboden in ein tiefes Bett und nimmt einige natürlich entstandene Stufen. Gleich am Anfang der Erkundung macht Kappmeyer auf das belebende Gluckern ihres Baches aufmerksam. „Diese Geräuschkulisse empfinde ich als sehr beruhigend“, sagt sie. „Selbst, wenn hier im Winter Schnee liegt und alles ganz still ist, kann man immer noch auf den Bach lauschen und wird ihn hören.“

Pflegen, Erforschen und nebenbei die eigene Begeisterungsfähigkeit wiederentdecken

Caroline Kappmeyer ist die neue Bachpatin des Etzbachs und gewährt uns zusammen mit dem Bachpaten-Veteranen und Gewässerökologen Peter Krahwinkel Mitte März 2025 einen Einblick in ihre ehrenamtliche Arbeit und ihre Motivation. „Mein Mann und ich sind vor mehreren Jahren aus Köln hergezogen“, erzählt sie von ihrer Stadtflucht. „Wir hatten genug von der engen Besiedlung und dem Lärm. Meine Arbeit war immer auf Tempo und Optimierung ausgelegt, das hat an mir gezehrt. – Auch deshalb fühle ich mich in besonderer Weise mit meinem Bach verbunden: Die Natur zeigt uns, dass Beständigkeit und Erfolg nicht davon abhängen, das etwas immer nur geradlinig und möglichst schnell verläuft.“

Die zwölf Bachpaten der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) kümmern sich in verschiedener Hinsicht um ihre Schützlinge: Sie beobachten, untersuchen und pflegen ihre Bäche und machen Werbung für sie. Dahingehend hat sich Caroline Kappmeyer auch schon einige Ziele vorgenommen: So möchte sie den kartierten Bachverlauf mit neuen Beobachtungen aus ihren Begehungen speisen und mehr darüber erfahren, wer den Etzbach eigentlich bereits regelmäßig privat für Ausflüge oder pädagogische Zwecke (bspw. im Rahmen des Kita- oder Schulunterrichts) nutzt.

„Wasser ist letztendlich nicht nur Lebensquelle, sondern verbindet auch so viele Interessen“, meint die Bachpatin und berichtet, dass es sie durch die Gassirunde mit ihrem alten Hund früher im Grunde täglich hierher verschlagen hat. Besonders auffallend entlang des Weges sind die kleinen Eilande, die der Bach immer wieder einfasst und die sogenannten Seifen, die von den Hängen herab dem Bach im Tal gelegentlich Wasser zuführen. Aus der Vogelperspektive und in Satellitenaufnahmen auf das Tal lässt sich sogar das dadurch entstehende Adernetz recht gut erkennen.


Überschwemmungen durch den Etzbach: Wasser als Naturgewalt

Aller „wilder Schönheit“ zum Trotz – Wasser bleibt eine Naturgewalt. Davon konnte sich Kappmeyer sogar schon in Bezug auf ihren vermeintlich harmlosen Bach ein Bild machen, als sie das von ihrer Vorgängerin Rosemarie Furthner gesammelte Material sichtete: 2012 überschwemmte der Etzbach die Fußgängerbrücke am Ende der Wiesenstraße und entwickelte eine nicht zu unterschätzende Zerstörungskraft. Im christlichen Glauben verankert sieht Kappmeyer im Naturschutz auch die menschliche Verantwortung, die Schöpfung zu bewahren. Sie ist überzeugt: „Wir Bachpaten sollten dazu beitragen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es wichtig ist, Acht auf unsere Umwelt zu geben.“

Drei Fragen an Bachpatin Caroline Kappmeyer

"Aus der tiefen Erkenntnis, dass ich als Mensch selbst ein Stück Natur bin, haben wir vor vielen Jahren aktive Stadtflucht betrieben, um naturnah im Westerwald zu leben. Ich bin sehr dankbar, hier einen Lebensraum zu finden, wo abends noch Sterne am Himmel sichtbar sind, wo es Stille gibt, wo man einen Bach plätschern hören kann. In meinem WWW – „Wunderschönen Westerwald“ – fühle ich mich als Teil der Schöpfung, erweckt und dankbar. Ich bin nur „Gast auf Erden“, und habe wie alle Christen eine Schöpfungsverantwortung. Sie gehört zum biblischen Auftrag des christlichen Glaubens. Umwelt- und Naturschutz sind prominente Themen in der gegenwärtigen politischen Diskussion und deckt sich wunderbar mit unserem biblischen Auftrag. Mir ist es ein Anliegen, lokal und nachhaltig zu wirken und da es meine Vision ist, der Schöpfung zu dienen, passt es wunderbar. Dies so nah am Wasser zu tun, welches die Quelle des Lebens ist, bereichert mich sehr. Es erfüllt mich mit Ehrfurcht, wie alle Elemente und Lebewesen miteinander interagieren: da fühle ich mich Teil eines großen, hochkomplexen Ganzen, welches der menschliche Verstand wahrscheinlich nie ganz durchdringen wird. Ohne Wasser – kein Leben. Das Dogma der technischen Machbarkeit; der Glauben, das die Digitalisierung nur eine positive Errungenschaft wäre, ist ein Trugschluss. Wir wissen, dass wir miteinander verbunden sind. Die Natur kennt kein Prestige, kein Werturteil; sie beruht auf Ordnungen, in denen alle Teile und alle Wesen voneinander abhängig sind, ob sie wollen oder nicht. Die Natur darf nicht nur Mittel zum Zweck ihrer maximalen und gnadenlosen Ausbeutung sein."
"Alle Menschen, die gerne zu Fuß unterwegs sind und sich über jeden Anlass freuen rauszugehen und kein Problem damit haben, sich dreckig zu machen. Speziell in unseren modernen Zeiten nehmen digitale Tätigkeiten immer mehr Platz ein und koppeln uns ab von unseren realen, materiellen Grundlagen. Ich kann mir gut vorstellen, dass jemand, der tagein-tagaus stundenlang auf Bildschirme (beruflich und/oder privat) starrt, es als sehr heilsam erlebt, wieder ganz analog in Kontakt mit den natürlichen Elementen, mit sich und mit Gleichgesinnten zu kommen und dadurch einen Vitalitätsschub erlebt. Bachpaten sollen Freude daran haben, Teil eines Teams zu sein und miteinander zu wirken. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es pädagogisch wertvoll ist, wenn Kinder in Begleitung von ihren Eltern/Bezugspersonen zum Beispiel in diesem Rahmen deren Selbstverständnis im Leben und Verantwortung ganz konkret begreifen."
"Meinen Bach zu begehen ist ein Live-Kurs in der Schule des Staunens! Es ist alles dabei: vom sportlichen Rumkraxeln, Stapfen im Matsch, der Blick über die Weite der Sumpfquellen oder in die tiefere Schlucht, in die sich das Wasser hineinfräst. Der Etzbach bewahrt uns einerseits die Zeugnisse lokaler Geschichte und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, eine dezentrale Wasserversorgung kurzfristig aufrecht zu erhalten. Außerdem liefert der Bach eindrucksvolle Sinnbilder: Die aus dem Erdreich freigelegten, nackten, rötlich gefärbten Wurzeln der Erlen im Wasserfluss zeigen mir, wie die Bäume auf den kleinen Inseln im Etzbach trotz des „schwimmenden Bodens“ um sie herum Halt finden und stehen bleiben können. Es fasziniert mich, die Auswirkungen der Saison auf den Bachverlauf zu beobachten. Die Natur lebt uns wunderbar vor, dass alles seine Zeit hat: die Zeit des temperamentvollen Springens und Tanzens, aber auch die Zeit des sanften Fließens unter der Schneelast. Was es da niemals gibt, ist der Optimierungswahn und der Stillstand. Alles strebt und interagiert für ein harmonisches, lebensbejahendes Gleichgewicht."

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