Blick ins Holperbachtal

Kulturhaushamm

"Wo vor Jahren ein Haus stand,  da wächst jetzt ein Haus"
(Max Ernst)

Historie

Abriss der historie von 1663 bis 1938

Die Synagoge
44 Jahre lang prägte die Synagoge maßgeblich das Ortsbild Hamms. 

Es war das Jahr 1663, als "Elesar" aus dem hessischen Gladenbach flüchtete und sich in Hamm ansiedelte. War er der erste Jude, der sich in der Siegstadt niederließ? Vermutlich nicht. Aber er ist der erste, von dem eine Überlieferung erhalten ist. In den folgenden Jahren vergrößert sich die Judenschaft in Hamm. Eine Auflistung aus dem Jahr 1802 zählt bereits 46 "Seelen". Die Juden, die auch um diese Zeit schon über eine Holzsynagoge in Hamm verfügten, bildeten zunächst noch mit Altenkirchen eine Gemeinde. Jedoch war dieses Zusammenleben aufgrund Hammer Unabhängigkeits-Bestrebungen von vielen Reibereien begleitet. So entsprach die Regierung 1876 schließlich den Hammer Anträgen und verfügte, dass einerseits Altenkirchen mit umliegenden Ortschaften und andererseits Hamm mit Wissen, Betzdorf und Kirchen eigenständige Gemeinden zu gründen hätten. Hamm gehörten nach der Konstitution dann bereits 121 Juden an. In der Folge wurden Planungen zum Bau einer größeren Synagoge aufgenommen. Am 14. Mai 1891 schließlich ging das Baugesuch an die Regierung in Koblenz. Und obwohl diese erst zwei Jahre später die Genehmigung erteilte, wurde bereits 1892 der Grundstein gelegt.

Feierliche Einweihung 1894

Die feierliche Eröffnung fand dann vom 17. bis 19. August 1894 statt. Ein Indiz, dass das Zusammenleben zwischen Christen und Juden zur damaligen Zeit freundlich war, ist die Tatsache, dass Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche, der Behörden sowie Abordnungen aller Vereine an der Zeremonie teilnahmen. Ein weiterer Hinweis auf die Verwurzelung in der deutschen Gesellschaft ist der Enthusiasmus, mit dem die Juden in Hamm wie auch im ganzen Reich damals den Aufrufen zum Ersten Weltkrieg folgten. So rief der jüdische Verband seine Mitglieder dazu auf, "über das Maß der Pflicht hinaus Eure Kräfte dem Vaterland zu widmen". Trotzdem mussten die Juden nach dem Krieg besonders bei den rechtsgerichteten Parteien als Sündenböcke herhalten. Die Stimmung verschärfte sich, wenngleich sie noch nicht in der gesamten Gesellschaft verankert war. Das zeigt ein Bericht aus der Altenkirchener Zeitung vom 14. September 1930. Hier heißt es, dass "böswillige Bubenhände die Eingangstüren der Synagoge mit Hakenkreuzen in Teerfarbe beschmierten". Und weiter: "Von derartigen Rohheiten wüster Gesellen, die im Dunkel der Nacht ihre Heldentaten ausführten, kann der anständige Teil der Bevölkerung nur abrücken." Mit der Machtergreifung der Nazis am 30. Januar 1933 verstummten dann aber auch diese Stimmen. Hielten die Juden die NS-Parolen zunächst noch für reine Propaganda, wurden sie spätestens 1938 schmerzhaft vom Gegenteil überzeugt. Zunächst verließen immer mehr jüdische Deutsche ihre Heimat, was die Nazi-Presse als großen Erfolg verbuchte. So schrieb die "Volkswacht", deren Schriftleiter aus Hamm stammte: "Die Nationalsozialisten der Ortsgruppe Altenkirchen haben eine große Schlacht geschlagen. Der jüdische Handelsmann Rosenbaum hatte sein Geschäft geschlossen und verkauft. [...] So fragen wir mit berechtigtem Stolz: Welche Ortsgruppe macht uns das nach?".


Zerstörung am 9.11.1938

Luftbild von der Synagoge
Dieses Bild stammt aus der ersten Hälfte der 30er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts und zeigt, wie sich die Synagoge ins Hammer Ortsbild einfügte.

Die Hammer Ortsgruppe wollte scheinbar eben dies sofort tun. Jedenfalls wird berichtet, dass im August 1938 uniformierte Parteileute das Mobiliar in der Hammer Synagoge wild durcheinander warfen. Der traurige Höhepunkt fand wie im gesamten deutschen Reich dann am 9. November 1938 - in der Reichspogromnacht - statt, als die Synagoge in Hamm ein Raub der Flammen wurde. Die ausgesuchten SA-Männer wüteten unkontrolliert und suchten auch die Wohnhäuser der jüdischen Bevölkerung heim. Gegen 14 Uhr mussten sich dann alle jüdischen Männer zwischen 18 und 50 Jahren vor dem Rathaus melden bzw., sie wurden dahin getrieben. Von hier wurden sie in Sammellager nach Koblenz und schließlich in die KZs Dachau und Buchenwald gebracht. Doch selbst damit waren die Aktionen gegen die Hammer Juden noch nicht beendet. Denn schließlich wurden noch die Friedhöfe zerstört. Ab dem 12. November mussten dann restlos alle jüdischen Geschäfte schließen. Die wenigen noch verbliebenen Juden verließen nunmehr endgültig ihre Heimat. Viele jedoch emigrierten nicht direkt ins Ausland, sondern in große deutsche Städte. Hier jedoch wurden sie auch von den Nazis verfolgt und endeten schließlich in den zahlreichen Konzentrationslagern. Die Nazis kommentierten den Weggang wie eine Siegesmeldung. So berichtete die "Volkswacht" in kurzen Abständen: "Hamm, Wissen, Betzdorf sind judenfrei."

Der historische Abriss basiert auf den Erkenntnissen von Horst Moog, die er 1998 in der Broschüre "Nur Erinnerung ermöglicht Versöhnung" kurz zusammengefasst hat.


Quelle: Rhein-Zeitung
05.01.2007 © RZ-Online GmbH (www)